Bruno Schleinstein

1932 - 2010

  • Ohne Titel, Mischtechnik auf Papier, 42 x 29,5 cm
  • Ohne Titel, 1996, Mischtechnik auf Papier, 40 x 30 cm
  • Ohne Titel, undatiert, Mischtechnik auf Papier, 21 x 30 cm
  • Nicht anfassen & Nicht berühren, 1999, Mischtechnik auf Papier, 21 x 30 cm
  • Am 5.1. geträumt, undatiert, Mischtechnik auf Papier, 42 x 30 cm
  • Ohne Titel, undatiert, Mischtechnik auf Papier, 42 x 30 cm
  • Schlaf in Guter Ruh, undatiert, Mischtechnik auf Papier, 42 x 30 cm
  • Warten ist der Tod, undatiert, Mischtechnik auf Papier, 105 x 76 cm

Als uneheliches Kind 1932 in Berlin-Friedrichshain geboren, wächst Bruno Schleinstein in Kinderheimen und psychiatrischen Einrichtungen des nationalsozialistischen Deutschlands auf. Nach seiner endgültigen Entlassung im Jahr 1956 arbeitet er in Fabriken und zieht als Moritatensänger mit dem Akkordeon durch die Hinterhöfe Berlins. Ab den 1960er Jahren entstehen erste Zeichnungen, in denen er Liedtexte skizziert.

Bekanntheit erlangt er durch Werner Herzog, der Schleinstein in einer Dokumentation über Berlins Außenseiter entdeckt und in „Jeder für sich und Gott gegen alle“1974 in der Rolle des Kasper Hauser besetzt. Die Figur des „rätselhaften Findlings“ scheint ihm wie auf den Leib geschrieben und seine Authentizität und Präsenz hinterlassen seitens des Publikums großen Eindruck.

Doch die schmerzhaften Erlebnisse seiner Jugend, die Gewalttätigkeit und Vernachlässigung, verfolgen ihn. Davon erzählen auch seine Zeichnungen; die häufig in schwarz-weiß, auf ein Gitternetz skizzierten Szenen zeigen Menschen zwischen Anstrengung und Traurigkeit.
Gleichermaßen schonungslos wie zärtlich erzählen sie von Eifersucht, Habgier, Lüge und Betrug.
Da findet sich „in Schöneberg im Monat Mai“ ein küssendes Paar auf der Straße ebenso wie der alte Leierkastenmann, in scheinbar ewiger Wiederholung kurbelnd.

Schleinstein arbeitet lange an einem Bild; entwirft Vorstudien, sammelt Motive und Zeitungsartikel. Liedzitate oder kurze prägnante Titel versprachlichen die alp-traumhafte Szenerie seiner Bilder. Dabei ist es das Ineinanderfallen von ersehntem Ideal (in leuchtenden Farben) und Düsterkeit des Leids, von nüchterner Bestimmtheit und schlitzohriger Komik, welches bezeichnend für Schleinsteins Kunst ist.

Bruno Schleinstein war ein nachdenklicher, vielleicht einsamer Mensch, dessen Bilder von einer eindringlichen Mitteilsamkeit und außergewöhnlichen Kraft zum Widerstand zeugen. 2010 stirbt er in Berlin. Der gesamte Nachlass, der neben Bilder und Zeichnungen auch Collagen und Schriften beinhaltet, befindet sich im Besitz der Galerie Susanne Zander.